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Die Koalitionsvereinbarung kam erwartbar mühsam zustande, die Kanzlerwahl brachte zudem noch eine unerwartete Hürde mit sich. Nachdem in den Wochen seit der Bundestagswahl seitens der Union die volle Energie erst in die Sondierungen, dann die Verhandlungen mit der SPD geflossen war, damit schließlich eine schwarz-rote Regierung mit dem Bundeskanzler Merz ins Amt gebracht werden konnte, sollte es nun aber endlich losgehen mit – ja, mit was eigentlich ?
Um gemeinsam diese Frage anzudiskutieren, war Nora Seitz unserer Einladung zu einer Online-Gesprächsrunde am 19. Mai 2025 gefolgt. Erstmals in den Bundestag – und dort zunächst in einem provisorischen Büro – eingezogen, nahm sie uns zunächst mit in ihre durchaus anekdotenreichen ersten Monate als MdB, die ihren Höhepunkt in den Ereignissen des 6. Mai markierten. Nicht nur für die Neulinge im Parlament war die Situation der im ersten Durchgang gescheiterten Kanzlerwahl eine unwirkliche und geradezu schockierende, die auch auf Noras Handy zu einem kurzfristig stark erhöhten Nachrichtenaufkommen führte.
Nach dem von mehr Erfolg gekrönten zweiten Anlauf konnte anschließend nunmehr auch die verbleibende Bundesregierung ernannt werden. Nora konnte den Eindruck bestätigen, dass die (parteiintern ja nicht gänzlich unumstrittene) Besetzung von Ministerien nach Kompetenz, die sich selbst bei den SPD-geführten Häusern niederschlägt, Grund für vorsichtigen Optimismus sein darf. Dass nun etwa auch erfolgreiche Vertreter aus der Wirtschaft am Kabinettstisch sitzen, kann dazu beitragen, die politische Agenda an den sich stellenden realen Herausforderungen – einschließlich der nicht immer auf Anhieb populären Lösungen – statt am Wiederwahlmechanismus auszurichten.
Auch der Koalitionsvertrag trägt eine deutliche Handschrift der CDU und ist, trotz gewisser Zugeständnisse, auch für Nora Ansatzpunkt für einen Aufbruch. Sie selbst, die als Handwerksmeisterin einen Fleischereibetrieb in Chemnitz betreibt und auch der sächsischen Mittelstands- und Wirtschaftsunion vorsitzt, will sich dabei besonders für die Interessen der kleineren und mittleren Unternehmen einsetzen. Da das Landhandwerk in Sachsen seit je her eine außergewöhnlich große Rolle spielt, kann von ihrem Engagement auch die Meißner Region profitieren. Hier ist die Handwerksdichte auf unter 15 Betriebe pro 1.000 Einwohner gesunken, womit Meißen auf dem drittletzten Platz unter den Flächenlandkreisen liegt.
Nachhaltig zu lösen sind solche Herausforderungen nur dann, wenn man sie von der kleinsten Ebene her denkt. Noras erfrischend lockere Art zeugt von der dafür nötigen Volksnähe, die aber keineswegs zulasten durchdachter Ideen geht und mit der wir uns als Union gerade in Sachsen von den abgehobenen Vertretern der AfD unterscheiden müssen, die ihren Wahlkreis als Eintrittskarte ins Parlament nutzen, sich in den Folgejahren aber nicht ansatzweise für diesen interessieren – auch das ein geteiltes Leid in Meißen und Chemnitz. Es ist eine ehrliche Feststellung, nicht das Patentrezept zu haben – weder im Umgang mit der AfD noch dafür, nun auf einmal alle Probleme zu lösen. Dennoch kann, so die einhellige Ansicht in der Runde, der Blick in die Zukunft nach den ersten Wochen der Koalition doch ein leicht optimistischerer sein als jener auf das Stimmergebnis am Wahlabend oder noch nach den ersten Verhandlungswochen.
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