Koalition vereinbart, Kanzler gewählt. Und nun? – Online-Gespräch mit Nora Seitz

Bild » Mau­rice Wagner

Die­ser Text erschien erst­mals in den „Schwar­zen Sei­ten“, Aus­ga­be 1/​2025 – dem Mit­glie­der­ma­ga­zin der Jun­gen Uni­on Sach­sen & Niederschlesien.

Die Koali­ti­ons­ver­ein­ba­rung kam erwart­bar müh­sam zustan­de, die Kanz­ler­wahl brach­te zudem noch eine uner­war­te­te Hür­de mit sich. Nach­dem in den Wochen seit der Bun­des­tags­wahl sei­tens der Uni­on die vol­le Ener­gie erst in die Son­die­run­gen, dann die Ver­hand­lun­gen mit der SPD geflos­sen war, damit schließ­lich eine schwarz-rote Regie­rung mit dem Bun­des­kanz­ler Merz ins Amt gebracht wer­den konn­te, soll­te es nun aber end­lich los­ge­hen mit – ja, mit was eigentlich ?

Um gemein­sam die­se Fra­ge anzu­dis­ku­tie­ren, war Nora Seitz unse­rer Ein­la­dung zu einer Online-Gesprächs­run­de am 19. Mai 2025 gefolgt. Erst­mals in den Bun­des­tag – und dort zunächst in einem pro­vi­so­ri­schen Büro – ein­ge­zo­gen, nahm sie uns zunächst mit in ihre durch­aus anek­do­ten­rei­chen ers­ten Mona­te als MdB, die ihren Höhe­punkt in den Ereig­nis­sen des 6. Mai mar­kier­ten. Nicht nur für die Neu­lin­ge im Par­la­ment war die Situa­ti­on der im ers­ten Durch­gang geschei­ter­ten Kanz­ler­wahl eine unwirk­li­che und gera­de­zu scho­ckie­ren­de, die auch auf Noras Han­dy zu einem kurz­fris­tig stark erhöh­ten Nach­rich­ten­auf­kom­men führte.

Nach dem von mehr Erfolg gekrön­ten zwei­ten Anlauf konn­te anschlie­ßend nun­mehr auch die ver­blei­ben­de Bun­des­re­gie­rung ernannt wer­den. Nora konn­te den Ein­druck bestä­ti­gen, dass die (par­tei­in­tern ja nicht gänz­lich unum­strit­te­ne) Beset­zung von Minis­te­ri­en nach Kom­pe­tenz, die sich selbst bei den SPD-geführ­ten Häu­sern nie­der­schlägt, Grund für vor­sich­ti­gen Opti­mis­mus sein darf. Dass nun etwa auch erfolg­rei­che Ver­tre­ter aus der Wirt­schaft am Kabi­netts­tisch sit­zen, kann dazu bei­tra­gen, die poli­ti­sche Agen­da an den sich stel­len­den rea­len Her­aus­for­de­run­gen – ein­schließ­lich der nicht immer auf Anhieb popu­lä­ren Lösun­gen – statt am Wie­der­wahl­me­cha­nis­mus auszurichten.

Auch der Koali­ti­ons­ver­trag trägt eine deut­li­che Hand­schrift der CDU und ist, trotz gewis­ser Zuge­ständ­nis­se, auch für Nora Ansatz­punkt für einen Auf­bruch. Sie selbst, die als Hand­werks­meis­te­rin einen Flei­sche­rei­be­trieb in Chem­nitz betreibt und auch der säch­si­schen Mit­tel­stands- und Wirt­schafts­uni­on vor­sitzt, will sich dabei beson­ders für die Inter­es­sen der klei­ne­ren und mitt­le­ren Unter­neh­men ein­set­zen. Da das Land­hand­werk in Sach­sen seit je her eine außer­ge­wöhn­lich gro­ße Rol­le spielt, kann von ihrem Enga­ge­ment auch die Meiß­ner Regi­on pro­fi­tie­ren. Hier ist die Hand­werks­dich­te auf unter 15 Betrie­be pro 1.000 Ein­woh­ner gesun­ken, womit Mei­ßen auf dem dritt­letz­ten Platz unter den Flä­chen­land­krei­sen liegt.

Nach­hal­tig zu lösen sind sol­che Her­aus­for­de­run­gen nur dann, wenn man sie von der kleins­ten Ebe­ne her denkt. Noras erfri­schend locke­re Art zeugt von der dafür nöti­gen Volks­nä­he, die aber kei­nes­wegs zulas­ten durch­dach­ter Ideen geht und mit der wir uns als Uni­on gera­de in Sach­sen von den abge­ho­be­nen Ver­tre­tern der AfD unter­schei­den müs­sen, die ihren Wahl­kreis als Ein­tritts­kar­te ins Par­la­ment nut­zen, sich in den Fol­ge­jah­ren aber nicht ansatz­wei­se für die­sen inter­es­sie­ren – auch das ein geteil­tes Leid in Mei­ßen und Chem­nitz. Es ist eine ehr­li­che Fest­stel­lung, nicht das Patent­re­zept zu haben – weder im Umgang mit der AfD noch dafür, nun auf ein­mal alle Pro­ble­me zu lösen. Den­noch kann, so die ein­hel­li­ge Ansicht in der Run­de, der Blick in die Zukunft nach den ers­ten Wochen der Koali­ti­on doch ein leicht opti­mis­ti­sche­rer sein als jener auf das Stimm­ergeb­nis am Wahl­abend oder noch nach den ers­ten Verhandlungswochen.

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