Eindrücke beim gemeinsamen Museumsbesuch von Junger Union und Senioren-Union des Kreises Meißen.
Wer nicht weiß, woher er kommt, der wird schwerlich ein angemessenes Ziel für sich finden– so etwa lautet eine geläufige Spruchweisheit.
Das sog. Radebeuler DDR-Museum Zeitreise wendet sich an hinsichtlich Herkunft, Erfahrung und Erwartung sehr unterschiedliche Besucher. Für ehemalige DDR-Bürger werden zuerst Erinnerungen geweckt. Besucher aus der alten Bundesrepublik erwarten Sachinformationen zum Thema, und Jüngere mögen sich informieren, um mit Blick auf die jüngste Geschichte für die eigene Lebensgestaltung Ziele zu benennen. Diese unterschiedlichen Motivationen und Erwartungen sind nicht einfach und auch gleichzeitig mit einer Ausstellung zu erfüllen. Die Vertreter einer etablierten Konsumgesellschaft blicken jedenfalls anders auf Produkte, als die durch eine Mangelgesellschaft Geprägten. Wer kann sich heute bei uns noch vorstellen, dass man Jahre auf eine Wohnung oder ein bestelltes Auto warten musste ?
Es entstehen Spannungsfelder zwischen (N)Ostalgie, Verniedlichung und Verzerrung der Gegebenheiten im real existierenden Sozialismus. Kann man überhaupt aus dem Blickwinkel der Überflussgesellschaft verstehen, was systemimmanenter Mangel mit den damit verbundenen Lebensbedingungen für den Einzelnen bedeutet ? Hilft solch eine Produktschau dabei, eine Zeitreise durch 40 Jahre einer sich dabei auch wandelnden Gesellschaftsordnung zu unternehmen ? Es entstehen Zweifel.
Was für die Einen die Konsumwelt DDR war, ist für die Anderen ein Blick auf Erfahrungen im sich entwickelnden real existierenden Sozialismus der Diktatur des Proletariats. Erstere sinnieren heute nicht selten darüber, ob das in der DDR wirklich eine Diktatur war – offenbar ohne zu ahnen, dass man sich dort selbst so verstand (, wie auch bereits in der polytechnischen Oberschule der DDR zu lernen war). Beim Rundgang durch das mit viel Fleiß und Engagement strukturierte Museum ahnt man jedenfalls kaum etwas vom täglichen Bekenntniszwang im Arbeiterparadies DDR, der erwarteten persönlichen Bereitschaft zu militärischer Profilierung (also zur Verteidigungsbereitschaft, wenn man studieren wollte), den Reiseverboten, Informationsblockaden und Kontaktverboten, von der Zwangskollektivierung der bäuerlichen Betriebe und der Vernichtung des Mittelstandes.
Der Museumsbesuch regt an, sich mit unserer Geschichte in West und Ost zu befassen, diese zu hinterfragen, Schlussfolgerungen für die eigenen Zukunftsvorstellungen zu finden.
Genau hierbei helfen Gespräche, Gedankenaustausch zwischen den Generationen, besonders mit noch lebenden Zeitzeugen.Senioren-Union und Junge Union im Kreis Meißen haben sich dafür auf den Weg gemacht, unsere jüngste Vergangenheit zu erschließen. Der Besuch im Radebeuler Museum regt an und motiviert. Der Gedankenaustausch wird zielführend weiter gehen.
Johannes Fiolka, Vors. der JU
Dr.-Ing. Rainer Jork, Vors. der SU
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